Martin bei der TransSchwarzwald

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Hier der Bericht zur Trans-Schwarzwald  vom 17. - 21. August 2011  von  Martin Grafmüller:

Die Anreise zum ersten Startort in Pforzheim am Vortag verlief ohne Probleme; eine umgehende Parkplatzzuweisung im Enzauerpark mit Hinweis auf die benachbarte Eissporthalle zur Akkreditierung, Übernachtung und Abgabe des Bikes in die bewachte Zone gaben  mir sofort die Gewißheit, mich für die nächsten 5 Tage in einem ordentlich organisierten Umfeld zu bewegen. Beruhigt und voller Zuversicht verabschiedete ich mich von meiner Ehegattin.

Beim Herrichten des Nachtlagers in der Eissporthalle kam ich mit dem Nachbarn Marco aus Leipzig  ins Gespräch und wir beschlossen, gegenseitig auf unsere Sachen aufzupassen. Es gibt eben doch Momente, bei denen nicht alles mitgeschleppt werden kann.


1. Tag:   Pforzheim – Freudenstadt   82,5 km/ 1830 hm
Wetter sommerlich heiß,  trocken

Aufstellung  für die Klasse Single Herren war im Startblock A,  hier wurde ich sogleich aufgrund der Bergsträßer Teambekleidung  von einem bisher mir unbekannten Fahrer namens Lukas angesprochen,  der sich mir als Transalppartner vom Teamkameraden Julian vorgestellt hat.   Im hinteren Teil des Startblocks scherzte ich mit  anderen  „Grauhaarigen“ .  Es wurde badisch „gebabbelt“.   Nun wußte ich,  daß  ich nicht anonym die fünf Etappen bestreiten werde,  sondern in einer  sportlich sozialen Gemeinschaft  aufgehoben bin.

Pünktlich um  11 Uhr war Start,  wie üblich ist eine deutliche Nervosität und Hektik zu spüren gewesen,   es gab  zunächst ein Stop und Go bis der Startbereich nach einigen Kurven verlassen worden ist.  Ich klemmte mich an das Hinterrad von Marco,  der kontinuierlich  beschleunigte.  Nach ca. 2 km war mein Puls schon deutlich im Spitzenbereich und konsequenterweise habe ich abreißen lassen.  Dennoch fuhr ich bergauf im Entwicklungsbereich. Die Verpflegungsstationen  waren noch gut gefüllt und zeitlich gerade richtig positioniert.  Die Strecke ist technisch einfach zu fahren gewesen,  bis auf die mehrere 100 m lange Schlammpassage kurz vor dem Ziel.  Hier  auf dem größten Marktplatz Deutschlands  konzipiert mit einem  Wasserspiel,  das  praktisch von uns  zur unplanmäßigen „Dusche“  mit gleichzeitigem  Bikewash mißbraucht worden  ist;  das war für die  umherspringenden Kinder  eine Riesengaudi,  denn die kannten die Tücken des unterschiedlich wechselnden Wasserstrahldruckes….Kurzum ich war pudelnaß.


2. Tag: Freudenstadt – Wolfach  66,2 km /1600 hm
Wetter sommerlich heiß, beim Start aufziehendes Gewitter, dennoch trocken

Bei der Startaufstellung Frust, für mich war der letzte Startblock E ausgewiesen, obwohl meine Pulsuhr am Vortag eine relativ hohe Leistung wie bei einem Eintagerennen aufzeigte und ich somit deutlich mehr erwartet habe. Ist das Leistungsniveau der Teilnehmer wirklich so hoch? fragte ich mich innerlich.

Direkt nach dem Start ging es nach einer Kurve gleich steil nach oben in einen  Engpaß, der zum Absteigen und Warten zwang.  Diese Gelegenheit nahm ich zum Pinkeln wahr, mit dem Nachteil, daß der Besenwagen  hinter mir herfuhr.  Nein, nein und nochmals nein, jetzt gab ich ordentlich Druck auf´s Pedal!   Glücklicherweise war diese Stimmung bei den brutalen, technisch schwierigen Abfahrten gegen Schluß  schon verflogen. Mein technisches Leistungs-und Koordinationsvermögen war an der Grenze,  die Schwerkraft hat das Bike nur noch beschleunigt; es  ging sehr beengt ohne Ausweichmöglichkeit  über Wurzeln, Steinbrocken  und  ausgewaschenen Boden.    Ein Ordner hat mir noch zugerufen“ Achtung  Bodenwellen“,   warum redet denn  der im Plural ?  Ich sehe aus dem Wald kommend  nur eine-  und schon wurde ich eines Besseren belehrt,  ich war  im  Bikepark in Wolfach angelangt.   Konzentriert und mit viel Spaß wurden  diese letzten Hürden  auch noch genommen.


3. Tag:  Wolfach – Donaueschingen  88 km /  2000 hm
Wetter, kaum zu glauben: unverändert sommerlich, trocken

Das Streckenprofil läßt nichts Gutes erahnen,  einige Fahrer munkelten  vor dem  Start von einem Treppenaufstieg gleich zu Beginn….und tatsächlich nach einigen  hundert Meter  ging´s noch in Wolfach den Treppenaufstieg  mit gefühlter Endlosigkeit hinauf,  oben angekommen in einem schwierigen Uphill Singletrail stand ein Kameramann, dem kam meine Abstiegskapriole als das Rad wegrutschte gerade recht.  Ich fand einfach meinen optimalen Tretrhythmus nicht.   Die erste Verpflegungsstelle nach 27,4 km  erreichte ich erst nach über 2 h,  die zweite bei 50 km war schon leergefuttert, was kein gutes Zeichen hinsichtlich meiner Positionierung war. Aber dann bei der Abfahrt zündete der Turbo,  an der Breg entlang lud ich einige zum Windschattenfahren ein, aber die hatten leider keine Kraft mehr. Die letzten 30 km waren in diesem Flowzustand ein Genuß.

Beim Abendessen traf ich Enrico, den ich von  diversen Berganstiegen schon kannte  und wir uns in etwa gleich stark einschätzten, somit war die Strategie für die 4. und längste Etappe klar:  Wir fahren zusammen abwechselnd im Windschatten.


4. Tag: Donaueschingen - Murg Niederhof    117,9 km/  1790 hm
Wetter, unglaublich sommerlich, trocken, noch heißer

Bei dem morgendlichen  Fahrradputz stellte ich eine bedrohliche Verdoppelung des axialen und radialen Spiels der Ritchey Pedale WCS V4 fest-  eigentlich müßten diese die Bezeichnung „Murks“ tragen,  da schon aus dem gleichen Grund ein Austausch erfolgte.  Der Radservice montierte daher andere von Shimano, zwar sind diese schwerer aber bei Weitem zuverlässiger.

Der Start noch  aus dem letzten Startblock verlief gut, instinktiv hängten wir uns  an das Tandem dran bis zum ersten Anstieg nach 10 km,  hier hatten die beiden leider Probleme ihren Krafteinsatz zu koordinieren.  Weiter ging´s zu zweit im steten Windschattenwechsel,  ab und zu mehr oder weniger  mit Unterstützung durch andere eingeholte Gruppen.  Bei der Rheinüberquerung in die Schweiz hatte ich solch einen Drang nach dem kühlenden Naß, daß ich fast freiwillig geradeaus in den Rhein gefahren bzw. gestürzt wäre. Ab ca.  km 100 mußte ich abreißen lassen, die  3 Schlußkilometer verbrannten  die letzten  Körner .  Mental war ich eigentlich auch schon am Ende, da die Nord-Südquerung  ( Trans.) damit abgeschlossen war.

Das war für mich die beste Etappe, ich habe mich um 24.Plätze verbessern können. Das gab mir noch Auftrieb für die Schlußetappe.


5. Tag: Murg Niederhof - Feldberg  62,7 km/ 2000 hm
Wetter, bombastisch sommerlich, trocken

Beim  morgendliche Aufstehen im Massencamp -  ich wurde ins Rathaus eingeteilt, andere in die Sporthalle oder in das Feuerwehrgerätehaus-   und dem lazarettähnlichen Anblick kamen mir ernste Zweifel, ob ich die letzte Etappe ohne Blessuren und technische Pannen überstehen werde.  Ich streifte diese Zweifel ab,  da es ja“ nur“  auf den Feldberg hochgeht! Realismus wäre in diesem Falle kontraproduktiv.

Gleich vom Start weg ging´s bergauf , bergauf, bergauf bis nach km 20 endlich ein wechselndes Profil sich einstellte und ich hier ordentlich Tritt fassen konnte.   Bei einer längeren Abfahrt ca. bei km 45 hatte ich das Gefühl  einer zu weichen Gabel, erst auf einem geteerten Straßenstück wurde ich mir  des schleichenden  Plattfußes  bewußt.  Nun hatte ich meine technische Panne während des Rennens, aber Nullbock meinen Tretrhythmus zu verlassen.  Es  war eine Entscheidung gefordert, Schlauch wechseln ja oder nein?  Antwort, ein klares Nein.   An der letzten Verpflegungsstelle war eine Standpumpe,  das Rad wurde auf 4 bar aufgepumpt und dann bin ich die letzten 10 km auf den Feldberg „hochgeballert“.   Ich will lieber nicht wissen,  was der  überholte Schweizer u.a. oder die beiden abgefangenen Damen kurz vor dem Ziel  in diesem Moment über mich gedacht haben.  Kurzum,  es hat gerade noch bis zum Ziel gereicht.  Letzteres war etwas schikanös,  da ich schon direkt neben  dem  Zuschauertrubel und  der Absperrung fuhr und immer noch nicht im Ziel war.  Es war noch eine kleine Ehrenrunde am Waldrand zu absolvieren.

Bei den Herren  belegte ich den 189. Gesamtrang, in meiner Altersklasse den 11. von 20 angekommenen.

Fazit:    

  • Ich bin zufrieden, schön war´s.
  • Nachhofbedarf habe ich beim Essen:  Pasta, Pasta ….da fehlten die Proteine
  • Nachts träumte ich von  Forelle blau oder einem  Schwarzwälder Schinken….
  • Aber das läßt sich ja bei einem Ausflug in den Schwarzwald nachholen…..

Sportlichst und lebensfroh

Euer   Martin